Der Wunderhund |
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Dem Kaufmann Jeremias Babkin hat man einen Waschbärpelz gestohlen. Und dieser unvorhergesehene Verlust, Sie werden es begreifen, wurmt ihn nun. „Der Pelz”, sagt er, „war gar zu schön, Genossen! Das nagt mir am Herzen! Kein Geld soll mir leid tun, den Dieb zu finden. Ins Gesicht werde ich ihm spucken, dem Gauner, dem Hundesohn!” Und also ließ Jeremias Babkin den amtlichen Spürhund kommen. | 1 | |
Es erschien ein Mann mit Schirmmütze, und mit ihm der Hund. So ein riesiger brauner Köter mit spitzer, unsympathischer Nase. Der Mann stieß sein Hündchen auf die Spuren an der Tür, sagte: „Pss! pss!” und ging zur Seite. Der Hund schnupperte ein wenig in die Luft, schaute sich die Mieter an, die sich natürlich versammelt hatten, und schießt schon auf Mütterchen Fjokla los. Das Mütterchen weicht entsetzt zurück. Der Hund hinter ihr drein. Da sieht Mütterchen Fjokla, es gibt kein Entweichen vor diesem schrecklichen Hund, sie stürzt vor dem Agenten in die Knie. „Hat mich erwischt!”, sagt sie, „das Wundertier! Ich leugne nichts. Fünf Eimer Branntwein sind es und der Apparat! Alles in der Rumpelkammer versteckt!” Die Mieter sperren Mund und Ohren auf. „Und der Pelz?”, fragt jemand. „Vom Pelz”, sagt sie, „weiß ich nichts, hab ihn mein Lebtag nicht gesehen! Aber alles andere ist wahr. Ich leugne nichts.” Also führte man Mütterchen Fjokla ab. | 2 | |
Wieder nahm der Agent seinen Hund, stieß ihn mit der Schnauze auf die Spur, sagte „Pss!” und ging zur Seite. Der Hund wirft nur einen kurzen Blick auf die Mieter, schnuppert in die leere Luft und springt plötzlich auf den Genossen Hausverwalter zu. Der wird kreidebleich. „Bindet mich”, ächzt er, „ehrenwerte Genossen! Ich habe von euch Geld für Wasser einkassiert”, sagt er, „aber das Geld habe ich für mich verbraucht!” Vergessen waren Hund und Pelz; mit Wutgeheul fielen alle Mieter über den Hausverwalter her. | 3 | |
Jeremias Babkin aber begann mit den Augen zu blinzeln. Ängstlich schaute er um sich, nahm dann schnell etwas Geld aus der Tasche und reichte es dem Agenten. „Führ nur”, sagt er, „deinen Hund schnell weg, wo der Pfeffer wächst! Lass lieber den Pelz futsch sein! Hol’s der Teufel!” Aber schon ist der Köter zur Stelle, steht vor Jeremias Babkin und dreht mit dem Schwanz, hämisch grinsend. Der Kaufmann begann zu schlottern. „Ja!” krächzte er, „Gott sieht die Wahrheit! Ich selbst”, sagte er, „bin der Hundesohn und Gauner! Der Pelz gehört meinem Bruder. Er hat ihn mir zur Aufbewahrung gegeben; und ich selbst habe ihn mir geklaut! Ich bin der Schuft!” Hier stob das Volk wie der Wind auseinander. Der Hund hatte nicht einmal Zeit, in die Luft zu schnuppern. Zwei, drei hatte er gerade noch erwischt und hielt sie fest. Auch diese beichteten. Der eine hatte Staatsgelder im Kartenspiel durchgebracht, der andere hatte seiner lieben Genossin eins mit dem eisernen Bügeleisen versetzt, der dritte hatte etwas so Peinliches gesagt, das man gar nicht wiedergeben darf ... | 4 | |
Das Volk hatte sich verlaufen. Leer lag der Hof da. Nur der Hund und der Agent blieben zurück. Und plötzlich tritt der Hund auf den Agenten zu und wedelt mit dem Schwanze. Und jetzt wurde auch dieser bleich und fiel vor dem Wunderhund in die Knie. „Beißen Sie mich, Genossin!”, schluchzte er. „Ich bekomme für euren Hundefraß drei Goldmünzen im Monat und behalte zweie für mich!” Was weiter geschah, weiß ich nicht. Auch ich suchte schleunigst das Weite. | 5 | |
Michail Sostschenko (übersetzt von Thomas Reschke) |